Der Comic-Garten des Émile Bravo
Eine Ausstellung für Kinder und Erwachsene
10. Juni bis 11. Juli
Öffnungszeiten: Mo–Fr 10–17 Uhr
Sonderöffnungszeiten 19. bis 22. Juni: Do 12–19, Fr/Sa 10–19, So 10–18 Uhr
Siemens AG – Basement des Hauptverwaltungsgebäudes

Émile Bravo zählt zu den führenden Vertretern einer Generation französischer Künstler, die den Comic in den letzten Jahren stilistisch wie erzählerisch erneuert haben. Anders als die meisten seiner Kollegen wendet Bravo sich bevorzugt an ein junges Publikum und verknüpft dabei zeitgemäße Themen mit spielerischen Verweisen auf berühmte Klassiker oder Motiven aus Märchen zu eigenen Bilderwelten, die vor allem durch ihre Frische bestechen.
„Der Comic-Garten des Émile Bravo“ setzt sich aus fünf kleineren Gärten zusammen, die zur Entdeckung unterschiedlicher Facetten seines Zeichenuniversums einladen. Der „märchenhafte Garten“ widmet sich zu Beginn der Reise Bravos Zwergbären, deren Abenteuer an der Seite Schneewittchens oder des gestiefelten Katers bereits vier Bücher füllen. Kinder – aber auch Erwachsene – können hier in das Zwergbärenhaus schlüpfen, in dem die sieben Petze sonst ihren Winterschlaf halten. Über den „kindlichen Garten“ geht es weiter in den „abenteuerlichen Garten“, wo Paul auf den Besucher wartet: Dessen Erlebnisse erzählt Bravo in der Reihe „Pauls fantastische Abenteuer“, die das Feuilleton schon mehrfach als „modernen Tim und Struppi“ bezeichnete. Zu sehen sind nicht nur Seiten aus den bereits in deutscher Übersetzung vorliegenden Bänden, sondern auch aus Alben, die hier erst noch erscheinen werden. Der „vergangene Garten“ lädt zu einer Zeitreise ein, die zurück ins Jahr 1939 und nach Brüssel führt, wo der unscheinbare Hotelpage Spirou gerade zum Star einer der bis heute populärsten Comic-Serien Europas reift. Mit dem Album „Porträt eines Helden als junger Tor“ hat Bravo nicht nur eine höchst originelle Hommage an einen großen Klassiker geschaffen, sondern der Serie „Spirou“ vielmehr ein eigenes Meisterwerk hinzugefügt, das viele bis dahin offene Fragen zum Hintergrund des einst von Rob-Vel geschaffenen und später durch André Franquin berühmt gemachten Helden mit verblüffendem Witz beantwortet – etwa, warum Spirou mit dem Pagenjob im Brüsseler Hotel Moustic nicht auch seine rote Uniform an den Nagel hängt. Kenner können in dem Band zudem Zitate aus der Comic-Historie und zahlreiche zeitgeschichtliche Verweise entdecken. Der „vergessene Garten“ schließlich zeigt Bravos Comics für erwachsene Leser, die in Deutschland bislang weitgehend unbekannt sind: Neben Beispielen aus seiner hier noch unveröffentlichten Trilogie „Aleksis Strogonov“ sind dies vor allem Kurzgeschichten ohne Worte.
Émile Bravo wurde 1964 als Kind spanischer Eltern in Paris geboren. Er machte eine Ausbildung zum Technischen Zeichner und veröffentlichte 1988 seinen ersten Comic „Fighters“ (zusammen mit dem Autor Jacques Sorg) und ab 1992 die von Jean Regnaud geschriebene Serie „Aleksis Strogonov“. Anfangs stark von der Ligne claire Hergés beeinflusst, entwickelt Bravo, durch den Kontakt zu anderen Künstlern seiner Ateliergemeinschaft wie Joann Sfar oder Christophe Blain, in den nächsten Jahren seinen eigenen Stil. 1998 beginnt er die Serie „Pauls fantastische Abenteuer“, die er auch selbst schreibt und für die er 2002 den Prix Goscinny für das beste Szenario erhält. Weitere Auszeichnungen folgen, 2010 für seine drei Jahre zuvor wiederum mit Jean Regnaud entstandene Kinder-Graphic Novel „Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen“ – 2013 für das Kino verfilmt – auch der Deutsche Jugendliteraturpreis. 2004 erscheint der erste Band um die Zwergbären und 2008 schließlich das Spirou-Abenteuer „Porträt eines Helden als junger Tor“. Émile Bravo arbeitet darüber hinaus als Kinderbuchillustrator und lässt die Stilmittel von Bilderbuch und Comic oftmals raffiniert miteinander verschmelzen.
Michael Groenewald und Andreas C. Knigge


Eintritt frei!

Empfang in der Ausstellung mit Émile Bravo: Donnerstag, 19. Juni, 16 Uhr
Einführung: Michael Groenewald

Die Abenteuer der Zwergbären – Comic-Lesung mit Bildern für Klein und Groß
mit Émile Bravo und Matthias Wieland
Sonntag, 22. Juni, 13 Uhr – Siemens AG, Basement des Hauptverwaltungsgebäudes
Eintritt frei!

Film: Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen (FR 2013)
Originalfassung mit englischen Untertiteln
Do 19.6.: 20 Uhr / Sa 21.6.: 16 Uhr & So 22.6.: 16 Uhr – Manhattan-Kinos