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Streich auf Streich – 150 Jahre Max und Moritz
Deutschsprachige Comics von Wilhelm Busch bis heute 1. Juni bis 31. August
Öffnungszeiten: Di/Mi 9–17, Do 9–20, Fr 9–17, Sa/So 11–17 Uhr
Sonderöffnungszeiten 19. bis 22. Juni: Do 12–19, Fr/Sa 10–19, So 10–18 Uhr Stadtmuseum Erlangen
In diesem Jahr wird dem deutschen Comic-Zeichner Ralf König im Rahmen der Max und Moritz-Gala des 16. Internationalen Comic-Salons Erlangen der Sonderpreis für sein herausragendes Lebenswerk überreicht. Der Preis ist benannt nach zwei ungeheuerlichen, aber auch unglücklichen Lausbuben, die vor 150 Jahren erdacht worden sind. Max und Moritz taufte der aufstrebende Erzähler von Bildergeschichten, Wilhelm Busch, seine Helden. Als er 1865 endlich einen Verleger für die grausamen Streiche und das ebenso grausame Ende der Figuren gefunden hatte, begann für Busch wie für seine Erfindungen eine Weltkarriere. Obwohl er kommentierende Texte und Dialogpassagen noch in Reimform zwischen die Bilder schrieb, kamen in diesen Texten schon Lautmalereien vor, wie sie für Comics typisch sind. Ein anderes Charakteristikum dieser Gattung zwischen Kunst und Literatur hat Busch in seinen Zeichnungen untergebracht: Bewegungslinien oder „Speedlines“. Wegen all dieser Entwicklungen wurde Wilhelm Busch zum deutschen Vater der Comics (oder zum Vater der deutschen Comics) erhoben.
Man kann sagen, mit der Idee zu Max und Moritz begann vor 150 Jahren die deutsche Comic-Geschichte. Doch ganz so einfach ist das nicht. Zwar haben sich seit Wilhelm Busch in Bilderbogen, Satire-Zeitschriften, Tageszeitungen, Illustrierten, später Abenteuerheften, Alben und schließlich Graphic Novels deutsche Künstler als Bilderzähler etabliert. Doch die comicfeindliche Zensur des Staates im Nationalsozialismus und in der DDR hat in die historische Chronologie Lücken gerissen und die gesellschaftliche und kulturelle Akzeptanz von Comics in Deutschland schwierig gemacht. Als deutsche Zeichnerinnen und Zeichner im Jahr 2007 anlässlich des 175. Geburtstags von Wilhelm Busch eine Hommage auf den Erfinder von Max und Moritz veröffentlichten, hat Ralf König die Problematik im klassischen Versmaß zusammengefasst: „Man weiss: Der Deutsche ist belesen./Denn in der Bildung liegt sein Wesen./Schiller, Heine, Brecht und Kant,/Liest man gern im ganzen Land …/Geht’s jedoch um Bildgeschichten,/Gilt diese Leidenschaft mitnichten./Comics? Die liest der Franzos‘!/Der Deutsche rümpft die Nase bloß …/Aber ruft man: ‚Wilhelm Busch!‘/Sofort: Trommelwirbel, Tusch!/Und schon tönt das Loblied: Freilich,/Dies Gesamtwerk ist uns heilig!“
Es wird also ein Spannungsgefüge und Spannungsgefälle bleiben, wenn man sich aufmacht, ausgehend von Max und Moritz, 150 Jahre deutsche Comic-Geschichte zu dokumentieren. Die Ausstellung „Streich auf Streich“ unternimmt diesen Versuch und präsentiert erstmals überhaupt die großen Zusammenhänge in der Entwicklung der grafischen Erzählung im deutschsprachigen Raum. Nach dem Hannoveraner Start im Deutschen Museum für Karikatur und Zeichenkunst – Wilhelm Busch ist sie jetzt im Stadtmuseum Erlangen zu sehen.
In Originalzeichnungen, Erstdrucken und Faksimiles entfaltet sich die Evolution der Comics in jenem geografischen Raum, in dem die Idee dazu geboren wurde. Denn die USA, die gern als Geburtsland der Gattung bezeichnet werden, haben in den Ursprungstagen der Zeitungs-Comics „Max und Moritz“ zitiert und imitiert. In der deutschsprachigen Kultur jedoch gehen die Entwicklungslinien über den Bilderspaß, die satirische Karikatur in „Simplicissimus“ oder „Pardon“ zu Erfolgsparodien von Manfred Schmidt („Nick Knatterton“) oder Loriot. Abenteuerhelden wie Sigurd oder Robinson stehen neben Publikumslieblingen wie Mecki und den Digedags. Schließlich mündet der Aufbruch bei Busch in die großen Comic-Romane und die ästhetische Avantgarde von heute.
Herbert Heinzelmann
Eintritt: 4,00 / erm. 2,50 Euro
mit Salon-Ticket Eintritt frei!
Vortrag von Hans Ries: Der offizielle und der private Wilhelm Busch – Ungewöhnliche Aspekte eines Genies
Donnerstag, 19. Juni, 19 Uhr
Führung durch die Ausstellung mit dem Kurator Martin Jurgeit:
Samstag, 21. Juni, 14 Uhr und Sonntag, 22. Juni, 11 Uhr
Eine Ausstellung des Museums Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst Hannover. Präsentiert in einer Kooperation des Stadtmuseums Erlangen mit dem Internationalen Comic-Salon Erlangen. Web: www.erlangen.de/stadtmuseum
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