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Winsor McCay (1869–1934)
Comics, Filme, Träume 7. bis 10. Juni 2012 Öffnungszeiten: Do 12–19, Fr/Sa 10–19, So 10–18 Uhr Kongresszentrum Heinrich-Lades-Halle, Großer Saal
Die Blütezeit der klassischen Zeitungs-Strips in den USA ist längst Geschichte, doch ihre Einflüsse sind bis heute spürbar. Der in Bonn lebende Kunsthistoriker und Experte für sequenzielle Kunst Alexander Braun setzt sich seit vielen Jahren intensiv mit den Klassikern der Zeitungs-Comics auseinander, seine viel beachtete Ausstellung „Jahrhundert der Comics“ war eines der Highlights beim 14. Internationalen Comic-Salon Erlangen 2010. Nun hat er sich einen visionären Pionier des Comics und des Trickfilms vorgenommen: Winsor McCay. Mit ihren 180 Exponaten vermittelt die Schau einen komplexen Überblick über das Schaffen des bedeutenden Künstlers, dem bisher weder in seinem Heimatland, den USA, noch im deutschsprachigen Raum je eine retrospektive Ausstellung gewidmet war.
Winsor McCay gehört zu den wichtigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts, der das noch junge Medium Comic maßgeblich geprägt hat. Innovative Bildfindungen, kinematografische Perspektiven und surrealistische Inhalte prägen sein Œuvre und sind bis heute unerreicht geblieben. Nicht zuletzt seine explizite und umfangreiche Auseinandersetzung mit menschlichen Manien, Träumen und Albträumen in seinen beiden Hauptserien „Little Nemo in Slumberland“ (ab 1905) und „Dream of a Rarebit Fiend“ (ab 1904) macht sein Werk der bildenden Kunst seiner Zeit ebenbürtig. Das Irreale dieser Albträume malt Winsor McCay, der auch komplexe Bewegungen immer als Konturen und in einem Zug aufs Blatt setzte, so präzise aus wie ein Dokumentarist: wie sich aus dem fedrig aufgetürmten Kopfputz einer Spaziergängerin ein Vogel entwickelt, der im Auffliegen die unglückliche Dame mitzerrt; wie der skeptische Leser von Darwins Evolutionstheorie Bild für Bild in einen Schimpansen mutiert. Er bündelt Traumwelten und Freak-Shows zu einem einzigartigen Kunst-Programm. McCay verstand den Comic nicht nur als eigenständige Kunstgattung, sondern vor allem als die neue Kunst des 20. Jahrhunderts: Mit ihr wollte er die höchsten ästhetischen Ansprüche unter den ökonomischen und technischen Bedingungen der Massenproduktion verwirklichen.
Winsor McCay nahm auch entscheidenden Einfluss auf die technische und ästhetische Entwicklung des Films: Die ersten Zeichentrickfilme der Filmgeschichte 1911 und 1912 stammen von seiner Hand. Auch dieser Aspekt wird in der Ausstellung mit historischem Filmmaterial vorgestellt. Gleichfalls wird das Spätwerk der politischen Illustrationen vorgestellt.
Alexander Braun ist es in der Ausstellung und mehr noch im begleitenden Katalog gelungen, eine Fülle von Begleitmaterial zusammenzutragen, das es erstmals anschaulich ermöglicht, Winsor McCay als faszinierendes Zeitphänomen zu betrachten.
Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten wurden von privaten Leihgebern aus Deutschland, Italien, Österreich, der Schweiz und Frankreich zur Verfügung gestellt und zum Teil anlässlich der Ausstellung aufwändig restauriert. Hinzu kommen zahlreiche Objekte sowie die Vorführung von frühen Stummfilmen McCays. Ein abschließendes Kapitel beleuchtet das Nachwirken des McCay’schen Werks bei Comic-Zeichnern bis in die Gegenwart.
Alexander Braun: Winsor McCay (1869–1934). Comics, Filme, Träume. Katalog zur Ausstellung. 369 Seiten, über 300 meist großformatige farbige Abbildungen, Preis: 49,00 Euro (erhältlich bei: Bocola Verlag, Stand-Nummer 63 – Halle C)
Führung durch die Ausstellung mit Alexander Braun:
Freitag, 8. Juni, 14 Uhr; Samstag, 9. Juni, 14 Uhr und Sonntag, 10. Juni, 15 Uhr
Eine Ausstellung der German Academy of Comic Art in Koproduktion mit: Burg Wissem Bilderbuchmuseum der Stadt Troisdorf, Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst Hannover, Cartoonmuseum Basel, Graphik-Kabinett der Stadt Backnang, Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Kooperation mit der Galerie im RWE Tower, Dortmund, Internationaler Comic-Salon Erlangen.
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