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Im großen Atem der Natur
Deribs und Jobs magische Western-Serie „Yakari“ 3. bis 6. Juni 2010 Öffnungszeiten: Do 12–19, Fr/Sa 10–19, So 10–18 Uhr Rathaus, Raum-Nr. 117 (1. Stock)
An der Comic-Serie „Yakari“ lässt sich der Unterschied zwischen kindlich und kindisch erkennen. Viele Comics für Kinder sind kindisch. Sie wollen mit deftigem Slapstick unterhalten, verwickeln ihre Helden in unglaubwürdige Abenteuer, füllen die Welt mit übermächtigen Wesen, die Wünsche erfüllen, und lassen Tiere als putzige, vermenschlichte Spielgefährten auftreten. Auch der Indianerjunge Yakari spielt mit Tieren. Er kann sogar mit ihnen sprechen. Doch diese Tiere verhalten sich so, wie sich Tiere in der Natur verhalten. Sie kämpfen um Nahrung, sie haben Angst, sie bedrohen einander. Sie laufen immer auf ihren Hufen, Pfoten oder Tatzen. Und sie tragen nie die Kleidung des Menschen. Im Laufe vieler Abenteuer muss Yakari lernen, vorsichtig mit den Tieren (also mit der Natur) umzugehen, damit sie positiv auf ihn zurückwirken. Es geht um Lernprozesse, um gemachte Erfahrungen, um Rücksichtnahme aufeinander. Das ist kindgemäß oder kindlich.
Yakari wurde von dem Schweizer Künstler Derib (eigentlich Claude de Ribaupierre) geschaffen. Der Indianerjunge entstand zwischen den blauen Schlümpfen wie Derib berichtet, denn er hat in den 1960er-Jahren als Hintergrundzeichner im Studio des Schlumpf-Vaters Peyo gearbeitet: „Zwischen zwei Schlumpf-Alben hatte ich nur so zu meinem Vergnügen den kleinen Yakari vor mich hingezeichnet. Damals wusste ich noch nicht, wie ich ihn gebrauchen und einsetzen konnte.“
Nach einigen Arbeiten im Funny-Bereich, darunter auch der Funny-Western-Serie „Go West“, brachte Derib im Jahr 1970 Yakari ins Spiel, um sich endgültig dem Genre zuzuwenden, in dem er realistisch erzählen kann wie kaum ein anderer: den Geschichten aus dem Wilden Westen. Zusammen mit dem Texter Job (André Jobin) startete er den Zyklus mit der Episode, in der der kleine Sioux-Junge den Adler als sein Totem-Tier kennenlernt. Bereits in dieser ersten Geschichte entfaltete er die animistische Weltsicht der Indianer, in der sich der Mensch als Teil der Natur begreift und die Natur als Teil von sich versteht. Das wird das große Thema von „Yakari“ bleiben: das Gelingen des Lebens in Kommunikation mit den Wäldern, den Prärien, den Tieren, den Elementen. Yakaris Welt ist magisch, wie die des Kindes, doch es dominiert nicht die harte Magie von Harry Potters Zauberstab als machtvoller Waffe, sondern die sanfte der Träume und Fantasien.
Vom ersten Band an begann Derib mit dem Seiten-Layout zu spielen. Er öffnete es rasch in die überwältigende Anziehungskraft von Cinemascope-Landschaften, was damals noch ungewöhnlich war. Deribs Frau Dominique übernahm die Kolorierung und schuf seitdem viele wunderbare Bildstimmungen in den leuchtenden Farbtönen der Jahres- und Tageszeiten. Wie in den Erzählungen um seinen erwachsenen Helden Buddy Longway entfaltet Derib auch in „Yakari“ den großen Atem der Zeit. Seine Alben überrumpeln nicht mit hektischer Action. Sie beobachten mit Geduld, wie man Freundschaften schließt und mit Solidarität Probleme löst und Gefahren überwindet.
In Zusammenarbeit mit Salleck Publications und dem Kinderkanal KiKa präsentiert der Internationale Comic-Salon Erlangen den Kinder-Comic „Yakari“ in einer kindgerechten Ausstellung. Aber auch die erwachsenen Fans werden an den Original-Seiten von Derib ihre Freude haben.
Herbert Heinzelmann
Künstlergespräch: Donnerstag, 3. Juni, 16:00 Uhr, Rathaus, Großer Ratssaal
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